Rolf Enz gewinnt auch das letzte Meisterschaftsrennen 2022 in Mazel (F)

Enz gewinnt die Meisterschaft überlegen mit dem Punktemaximum aller Enduro Kategorien der SM 2022!

Der Motoclub Mazel lud zum alljährlich Enduro in Erize-la-Petite (F), was für die Schweizer Piloten bedeutete, dass die Saison 2022 sein Ende finden würde. Das letzte Rennen im Jahreskalender wurde bis am Samstag von heftigen Schauern begleitet, die dann am Renntag (Sonntag) glücklicherweise ausblieben. Das Fahrerlager glich am Freitag einer Schlammschlacht, die Fahrer wurden mit Traktoren auf ihre Stellplätz gezogen. Enz hatte vorgesorgt; bereits im Vorjahr hatte Petrus seine Finger im Spiel, kurzerhand bot ihm ein Anwohner an, bei sich im Garten seinen Wohnwagen aufzustellen. Gesagt getan, Michel Guillaume, wie der freundliche Franzose hiess, empfang Rolf und Barbara dann sogar mit einer lokalen Köstlichkeit. «Merci l’Ami»!

Enz, der die Meisterschaft bereits im «Sack» hatte, reiste trotzdem an. «Für mich ist es eines der beiden schönsten Enduros des Jahres, da stellte sich die Frage gar nicht ob ich starten sollte oder nicht. Zudem konnte ich komplett befreit von Druck an den Start gehen, eine tolle Ausgangslage», meint Enz zufrieden. Dass das Rennen dann doch noch zu kippen drohte, wusste er zu Beginn nicht.

SP1 – Woaw!

Die Nacht hindurch hatte Petrus seine Schleusen geschlossen, so dass der Boden, der über mehrere Monate stark ausgetrocknet war, schnell trocknete. Als Enz an der ersten Sonderprüfung ankam, war der beliebte «Töggeliboden» bereits geformt. Enz, der als erster Schweizer gestartet war, überholte rund 20 (.) belgische Fahrer auf der wunderbar angelegten Liaison, die hauptsächlich durch französische Wälder führte und alles hergab was das Enduristen Herz sich wünschte. «Ich wusste, dass ich die belgischen Fahrer vor der SP überholen musste, weil sie mich sonst aufgehalten hätten», erzählt Enz. Gesagt getan, Enz feuerte seine 450er KTM, die für das letzte Rennen von seinem Grafiker mit wunderschönen goldigen Elementen verziert wurde, an. «Ich konnte richtig pushen und obwohl es für mich um nichts mehr ging, freute ich mich aufgrund des Bodens, wo mein Motorrad richtig klebte». Obwohl Enz bevor er startete einen grossen Abstand zum Vordermann liess, kam es wie es meist kam. Er holte den Vordermann vor einer Waldpassage ein, ausgerechnet dort wo sich alles verengte und nur ein Mann passieren konnte! «Ich schrie mir wieder die Seele aus dem Leib, aber mein Vordermann konnte sich auch nicht in Luft auflösen. Ich verlor eine Menge Zeit bis ich dann endlich vorbei war und pushte mich weiter bis ans Ende der SP». Trotz dieses Malheurs gewann Enz die Sonderprüfung mit einem komfortablen Vorsprung von 21 Sekunden auf seinen nächsten Verfolger.

Interessant ist der Vergleich mit der kurz vor ihm gestarteten Seniorenklasse; der Abstand war trotz des Fahrers, der Enz aufhielt, relativ gering. Auch in dieser Klasse hätte Enz vorne im Klassement mitgemischt.

SP2 – auf Sparflamme

Enz wusste, dass er komfortabel in Führung lag und nahm Gas weg. Die SP2 war rutschig und teils gefährlich, da sie fast komplett in einem Wald angelegt war und nicht austrocknen konnte. «Ich wusste noch aus dem Vorjahr, wo ich hier meinem Kopf an einem Baum stark anschlug und dann Sterne sah, dass ich nichts riskieren sollte. Ich fuhr die SP zügig durch ohne zu forcieren. Das passte so für mich, da ich eigentlich sowieso keine Ambitionen hatte, ich wollte das Rennen einfach geniessen». Dennoch zog Enz auch hier an seinen Mitbewerbern vorbei und baute seinen Vorsprung aus.

SP3 – OMG, was für ein Ritt!

Die dritte Sonderprüfung des Tages, die die Fahrer nach rund 100KM Liaison-Fahrt erwartete hatte es wie jedes Jahr in sich. Der Start war auf einer Motocrosspiste angelegt, die mit Felsbetten, Baumstämmen, LKW-Pneus und sonstigen Kapriolen gespickt war. Die Crosspiste wurde nicht etwa einfach abgefahren, sondern gekreuzt. Das verunmöglichte eine rhythmische Fahrt. Der Kurs verlief im angrenzenden Wald um dann auf ein offenes Feld zu münden und wieder zurück auf der «Crosspiste» zu enden.

«Ich hasse diese SP, jedes Jahr passiert mir hier irgendwas», meint Enz. Auch in diesem Jahr sollte er nicht enttäuscht werden! «Der Start war ganz gut, die Hindernisse überquerte ich sogar besser als im Vorjahr, dann im Felsbett passierte das erste Malheur! Als ich das Vorderrad anhob um den ersten Felsen zu passieren, hatte mein Motor plötzlich eine Mikrounterbrechung und ich blieb stecken! NEINNN, das darf aber nicht wahr sein? Sagte ich mir. Der Motor sprang aber sofort wieder an und weiter ging es. Dann kam ein letzter Pneustapel, den ich überspringen wollte. In dem Moment wo ich absprang unterbrach der Motor wieder und ich flog über den Lenker!!!!» Enz landete im Gegenhang, verletzte sich aber nicht und hob sein Motorrad wieder auf. Mit verbogenen Armaturen fuhr er sofort weiter. «Ich habe dort so viel Zeit verloren, dass mich der Pilot, der nach mir startete, aufgeholt hatte und mich überholen wollte. Ich wusste, dass er langsamer war als ich und behauptete mich vor ihn – das ohne Vorderbremse! Ich fuhr so über weitere Betonhindernisse und versuchte ein bisschen Vorsprung auf ihn rauszufahren um endlich meine Bremsarmatur runterschlagen zu können, den sie war nicht defekt, nur verbogen. Zum Glück schaffte ich das und konnte dann auch wie der Blitz weiter fahren. Ca. eine Minute später stellte der Motor abermals ab, zum Glück diesmal bergab wo nichts passieren konnte. Ich fuhr einfach weiter, der Motor machte keine Mätzchen mehr, dachte ich. Vier Meter vor dem Ziel, als wir um eine Heuballe fahren mussten, stellte der Motor schon wieder ab!!! Aber diesmal schaffte ich es nicht mehr ihn zu starten und musste halb mit dem Anlasser, halb am Stossen, das Motorrad über den Zielstrich stossen. Das gibt es doch alles nicht!!!».

Nach all diesen Geschehnisse erstaunt es umso mehr, dass Enz das Rennen dann tatsächlich mit 41 Sekunden Vorsprung gewann – Ziel mehr als erreicht!

«Ich hatte genügend Vorsprung in den beiden vorgängigen SP’s rausgefahren, so dass ich mir diese Mätzchen leisten konnte. Während des Rennens weiss man die Zeitabstände zwar schon, aber nicht was noch alles passieren könnte. So wurde dieses vermeintlich «lockere» Rennen am Ende für mich doch noch zur Nervenprobe, denn schlussendlich kann man das Rennvirus nie ganz abstellen. Ende gut alles gut, oder so. Was mit dem Motor passierte wissen wir noch nicht. Eventuell war es ein Belüftungsschlauch eines neuen Tanks, den ich montiert hatte, der Vakuum gezogen hatte. Ich muss das noch analysieren.»

Happy 2022 – happy Enz!

Rolf Enz gewinnt somit nicht nur das letzte Rennen der Saison sondern auch souverän die Jahresmeisterschaft 2022, wo er Dank des Streichresultates (der 2. Platz von Gonsans wird gestrichen) mit dem Punktemaximum abschliessen wird. Das hat in dieser Saison kein anderer Fahrer geschafft (alle Kategorien gemischt). Zweifelsohne ein Glanzjahr in der sportlichen Karriere Rolf Enz’s.

«Ich bin glücklich, dass wir ein solches Jahr absolvieren konnten, nachdem ich im letzten Jahr in einer ähnlichen Form war, dann den Titel aber durch einen technischen Defekt verlor. Das ist zwar frustrierend gewesen, aber so ist halt der Motorsport wo die Komponente Mechanik reinspielt. In diesem Jahr haben wir ein paar Justierungen vorgenommen und ich konnte relativ schnell meine alte Geschwindigkeit zurückgewinnen. Auch für mein nahes Umfeld ist es eine Wohltat, dass der Knoten nun doch endlich wieder geplatzt ist. Das Vertrauen und der Spass ist zurück!».

2023 – was nun?

Enz ist nun doppelter Schweizermeister, doppelter Vize-Schweizermeister, fünffacher Gewinner der SM-Bronze-Medaille, ISDE Bronze, Romaniacs Bronze, usw. inklusive duzender gewonnener Rennen und noch mehr Podestplätzen. Was nun? «Wie immer werde ich das im Familienrat im November anlässlich unserer berühmten Sport-GL entscheiden. Für mich ist es wichtig, dass das persönliche «drum-herum» stimmt, sonst gehe ich nicht an den Start. Barbara muss mit Allem einverstanden sein, sonst geht es nicht, Punkt. Und dazu kommt, dass ich ja nicht vom Rennsport lebe. Viele meinen, dass man mit einem Titel ausgesorgt hat. Ja, das mag in anderen Sportarten der Fall sein, bei uns gibt es einen müden Händedruck und eine Medaille, that’s it. Sponsoren müssen mitmachen. Zum Glück darf ich hier auf langjährige Partnerschaften zurück greifen, für die ich aber auch sehr viel leiste. Zur Zeit laufen verschiedene Gespräche, wir werden es sehen».

So oder so, Rolf Enz ist all seinen Sponsoren, Gönner, Supporter und seinem nahen Umfeld dankbar für all die Jahre, wo sie ihn begleiten. «Ich habe Sponsoren, die mich schon seit meiner Junioren-Zeit Jahr für Jahr unterstützen und auch in diesem Jahr ist wieder ein namhaftes Werk direkt aus Japan zu meinen Förderer geworden. Ich bin unheimlich stolz auf all das, was ich mir in diesen Jahren zusammen mit meinen Partnern aufgebaut habe und ich werde es nicht müde immer wieder DANKE zu sagen!».

In diesem Sinne, Rolf Enz wird schon bald wieder News von sich geben – stay tuned!

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