Rolf Enz ist Schweizermeister 2022!
8 Jahre nach seinem ersten Titel gewinnt Rolf Enz seinen zweiten nationalen Titel.
Der Motoclub Besançon-Gonsans lud zum fünften Lauf der Schweizermeisterschaft zum «Enduro du Plateau» nahe der Schweizer Grenze. Dieses Rennen behagte Enz ganz besonders, hatte er es in der Vergangenheit bereits mehrfach gewonnen. Die Spannung war in der Luft spürbar. Enz genügte ein vierter Platz, um die Meisterschaft bereits frühzeitig zu gewinnen. Der Vorsprung auf seine Gegner in der Meisterschaft war durch vier Saisonsiege in vier Rennen komfortabel. Petrus hatte in den vergangenen Tagen seine Arbeit ebenfalls sehr gut getan, der Boden, der zu beginn rutschig war, entwickelte sich zu einer perfekten, griffigen Unterlage. Die Überführungen waren malerisch schön, es war angerichtet!
SP1 – Fullgaz!
Nachdem die Fahrer am Morgen früh auf die erste Überführungsrunde gestartet waren, kamen sie kurz vor der ersten CH an die erste Sonderprüfung. Diese war an einem schrägen Waldstück-Hang angelegt worden, wo sich der eine und andere Faher die Zähne ausbeissen sollte, um dann auf ein offenes, wunderbar ausgestecktes Feld zu gelangen. Die Strecke war ultra-schnell, mit perfekten Radien bestückt. Enz feuerte seine 450er KTM an und kam ohne Probleme durch das Waldstück, um dann «full trottle» durch die Feldpassagen zu donnern. Er gewann die SP dann auch mit einem Vorsprung von vier Sekunden auf seinen ersten Verfolger, der aktuelle Schweizermeister Urs Hunziker. «Ich bin zwar zügig gefahren, aber es wäre viel mehr drin gelegen. Ich wollte einfach keinen «Seich» machen, damit ich den Titelgewinn nicht in Gefahr bringe, das war schliesslich das Tagesziel», meint Enz, ohne zu wissen, dass es später zum befürchteten Drama kommen sollte.
SP2 – OMG…..!!! Spiel mit dem Feuer, beinahe in die «Hose» gegangen!
Die zweite Sonderprüfung hatte es in sich. Eine herausfordernde erste Waldpassage erwartete die Piloten. Viele versteckte Jurafelsen und nasse Wurzeln liessen die Protagonisten zu Präzisionspiloten werden. Wer die SP nicht genau studiert hatte und abgelaufen war, der war schnell aus dem «Flow». Enz starte nach Titelverteidiger Hunziker und «flog» durch den Wald. «Ich hatte alles genau studiert, kannte meine Linien und traf alles haargenau. Mein Motorrad klebte förmlich am Boden und ich pushte hart, um meinen Vordermann einzuholen», meint Enz. Ein Einholen in einer Sonderprüfung ist unter normalen Umständen nicht möglich, dennoch ist es für die Fahrer ein Motivationsfaktor, möglichst den Vordermann zu «packen». «Als wir aus dem Wald kamen hatte ich meinen Vordermann bereits eingeholt. Ich dachte mir «bleib hinter ihm, dann hast du das Rennen und den Titel gewonnen!». Es vergingen aber keine zwei Kurven, da packte mich der Adrenalin-Stachel und ich überholte und pushte weiter. Der Boden war so perfekt, man kann sich das gar nicht vorstellen. Ich hatte das Gefühl auf einem Strassenmotorrad zu sitzen, derart stark war der Gripp!»
Dann…………. kam es wie es wahrscheinlich kommen musste, Enz stürzte am Ausgang einer Felsenpassage und blieb mit einem Bein unter seinem Motorrad eingeklemmt!!! «Ich konnte mich elend lange nicht befreien und stürzte gleich ein zweites Mal beim Versuch, das Motorrad aufzuheben! Wahnsinn..!»
Der Fotograph Philippe Simon, der Enz über das Rennweekend begleitete, stand genau vis-à-vis und knipste die Situation. Als Enz endlich weiter fahren konnte, waren weit über 20 Sekunden verloren. Die Armaturen waren verdreht, der Kraftpegel für einen Moment im Keller. Dennoch glaubte Enz an sich und pushte kurzum weiter. Eine schwierige Hard-Sektion bergauf «überflog» er und holte tatsächlich wieder auf!
«Ich gebe nie auf, nie! Und wenn ich das Motorrad auf dem Rücken ins Ziel tragen muss», erzählt Enz später. Seinen Übermut bezahlte er dann ca. eine Minute später, als er zu schnell in eine enge Kurve einbog, überbremsen musste, den Bodenkontakt nochmals verlor und einen zweiten Sturz produzierte!!!
«Was soll ich sagen? Ich kann mir nicht vorwerfen nicht alles getan zu haben. Wenn man nicht stürzt geht man nicht ans Limit, der Grat ist ziemlich eng. Ich bin aufgestanden, habe meine Krone gerichtet und habe weiter am Kabel gerissen.. OK, vor Wut geschriehen habe ich auch noch so richtig. Das war ein gutes Zeichen für mich, ich hatte noch genug Energie 😊»
Nach all diesen Geschehnissen war es umso erstaunlicher, dass Enz dann im Ziel der SP tatsächlich nur 11 Sekunden auf seinen Kontrahenten verlor! Der Vorsprung aus der SP1 reichte jedoch nicht ganz aus, um auch das fünfte Rennen der Saison zu gewinnen. ABER…. Enz gewann mit einem zweiten Tagesrennen die 2022 Meisterschaft und ist nun zweifacher SCHWEIZERMEISTER!!!
8 Jahre danach… (8 ist übrigens die Lieblingszahl Enz’s, ein Zufall?)
«Ich bin unendlich glücklich, diesen zweiten Titel – nach acht Jahren – nochmals gewonnen zu haben und nachdem ich ihn im letzten Jahr wegen eines technisches Defektes knapp verpasste. Ich habe in diesem Jahr einiges an meinem Motorrad im technischen Bereich geändert und auch in meinem Umfeld «ausgemistet» indem ich mich von «Trittbrettfahrern und Profiteuren» verabschiedet habe. Auch die Planung der Rennen und Trainings haben Barbara und ich stark reduziert, wie auch die Erholungsphasen zwischen den Wettkämpfen. Ich konnte mich in diesem Jahr mit der Hälfte an körperlichem Aufwand ganz klar um ein-zwei Level steigern. Wir haben dafür die Qualität der Trainings stark gesteigert und den Fokus verändert. Der Plan ging auf, wie man sieht. Ich glaube nicht, dass ich in den Wettkämpfen schon mal so schnell unterwegs war wie heute. An dieser Stelle gratuliere ich herzlich Urs Hunziker zum Vize-Meister, es war eine tolle Saison unter guten Sportsfreunden!»
Obwohl Enz nun zu Hause bleiben könnte und das letzte Saisonrennen durch Punktevorsprung auslassen könnte, wird er in drei Wochen in Mazel (F) am Start sein. «Ich werde dieses schöne Rennen sicher nicht auslassen, dafür kann ich es nun von der ersten bis zur letzten Minute geniessen, das Resultat wird dabei völlig egal sein, ich freue mich sehr!».
More soon, stay tuned!
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