«Mir ging das Benzin richtiggehend ins Blut»
Der Däniker Enduropilot Rolf Enz wird Sportdirektor des Motorradverbands.

Publikation: Solothurner Zeitung & AZ 29|03|2023
Journalist:    Dominik Bloch
Bild:               Bruno Kissling

Text nachstehend zur besseren Lesbarkeit.
Journalist: Dominik Bloch
Bild: Bruno Kissling

Mit der Wahl zum Sportdirektor ist der hauptberuflich selbstständige Headhunter Rolf Enz neben Verbandspräsident und SVP-Nationalrat Walter Wobmann bereits der zweite Niederämter an der Spitze der Föderation der Motorradfahrer FMS. Das Amt übernahm er jedoch unabhängig von dieser Bekanntschaft: «Wir kennen uns schon viele Jahre, weil wir in derselben Region wohnen und uns als aktive Motorradfahrer hin und wieder bei unserem gemeinsamen Motorradhändler getroffen haben.» Trotz der starken Vertretung in der FMS hält Enz das Niederamt für keine Motorrad-hochburg: «Sicherlich wohnen aktuelle und frühere erfolgreiche Fahrer im Niederamt.» Doch: Nicht alle würden ursprünglich aus der Region stammen, so ist Enz etwa in Vauffelin BE nahe Biel aufgewachsen.
Vernarrt in motorisierte Zweiräder ist Enz von klein auf. Bereits als Teenager habe er sein Töffli frisiert und später einen Kollegen als Rennmechaniker an Motocrosswettkämpfe begleitet. «In dieser Zeit ging mir das Benzin richtiggehend ins Blut», sagt Enz. Seine Eltern hatten kein grosses Interesse am Hobby ihres Juniors, die finanziellen Mittel fehlten ebenso. So blieb der aktive Motorradsport für den jungen Enz lange nur ein Traum.
«Erst mit 20 Jahren hatte ich das nötige Geld zusammengespart.» Und bereits zwei Jahre später stand er ein erstes Mal bei der nationalen Motocross-Meisterschaft am Start: «Da meine Gegner bereits jahrzehntelange Erfahrung hatten, musste ich zum Erreichen meiner Ziele viel Risiko auf mich nehmen.»
Die FMS will klimaneutral werden
Als er mit 30 Jahren das Motor-rad ein erstes Mal beiseite stellte, war er zweimal haarscharf am Titel vorbeigeschrammt. Der heute geschiedene Vater dreier erwachsener Kinder wollte sich vermehrt auf seine Familie und seinen Beruf konzentrieren. Denn: «Auch bei den nationalen Rennserien finden ein Grossteil der Trainings und Rennen im Ausland statt, wes-halb der Aufwand enorm ist.»
«Vor ungefähr zehn Jahren begann ich mit meinem Sohn wieder mit dem Motorradfahren», erzählt Enz. Während sein Sohn das Motorrad wieder zur Seite stellte, entflammte bei Enz das Feuer erneut. Seither fuhr er bei der Enduro-Schweizer-Meisterschaft stets auf Podest. Zweimal holte er gar den Titel. Mittlerweile geht seine aktive Rennkarriere dem Ende zu: «Im Winter musste ich einen Lendenwirbel sowie zwei Band-scheiben operieren lassen. Der Weg zurück erwies sich als steinig.» Doch dies ist sich Enz schon sein ganzes Leben gewohnt gewesen. Insgesamt habe er sich während seiner Karriere 25 Knochenbrüche zugezogen, jedoch alle nicht auf dem Motorrad.
Nun zieht sich Enz als Sportdirektor von der Rennstrecke in den Hintergrund zurück. Seit Monatsbeginn präsidiert er die diversen Sportkommissionen der FMS und vertritt diese im Zentralvorstand. «Ich bin begeistert davon, meine langjährige Erfahrung und meine Leidenschaft für den Sport auf dieser Ebene einzubringen», sagt Enz.
«Eines der Hauptprobleme des Schweizer Motorradrennsports ist, dass trotz des 2022 aufgehobenen Rundstreckenrennverbots kaum Trainingsstrecken in der Schweiz existieren», erklärt Enz. Einsprachen wegen der Unverträglichkeit mit der Umwelt verunmöglichen dies meist.
Doch dagegen plant die FMS nun einen womöglich entscheidenden Schachzug: «Wir prüfen zurzeit die Möglichkeiten, einer der ersten nationalen Motorsportverbände überhaupt zu werden, der über ein Carbon-Zero-Label verfügt», sagt Enz. Mit Investitionen in klimaneut-rale Technologien und Umweltprojekte an den Wettkampforten wolle man den CO2-Ausstoss aller Lizenzfahrerinnen und -fahrer kompensieren.
Am Vorbild der Topnationen möchte er moderne Trainingsstätten für Nachwuchsfahrerinnen und -fahrer gründen und damit eine Kultur des Erfolgs fördern.