Apokalyptisches Schlammrennen in Faulx I&II endet zweimal auf dem Podest für Rolf Enz!
Enz gewinnt den Samstag und steigt am Sonntag als Zweiter aufs Podest. Er bleibt Meisterschafts-Leader.
Der amtierende Schweizer Meister Rolf Enz, trat zum zweiten- und dritten Meisterschaftslauf in Faulx mit gemischten Gefühlen an. «Schon das Auftakt-Rennen in Gye sur Seine (F) hat mir konditionell zugesetzt. Ich wusste nach meiner 5-monatigen Verletzungspause nicht, wie ich hier in Faulx (F) über die Runde kommen sollte. Insgesamt war das Rennen 4x so streng, da das Rennen an zwei Tagen im «Classique-Modus» abgehalten wurde», erzählt Enz, der noch Tage danach angeschlagen bleibt. Der beinahe pausenlose Regen vereinfachte die Situation nicht, dazu mehr jetzt!
Nachdem Enz mit seiner Lebenspartnerin zwei Tage zuvor alle 13 Sonderprüfungen abgelaufen war, ging er am Samstag mit gemischten Gefühlen an den Start. Enz hatte zusätzlich das Pech als 680er von 685 Piloten an den Start zu gehen. Was das genau bedeuten würde, erlebte er keine viertel Stunde nach Rennbeginn! «Was für eine Katastrophe, solche Bedingungen habe ich in meiner ganzen Karriere glaube ich noch nie erlebt! Dass es rutschig wurde merkte ich bereits im Wald bei der ersten Überführung, was dann aber in der ersten Sonderprüfung abging war ganz einfach apokalyptisch! Das erste Bergabstück war, wie wenn man einen Kessel Seifenwasser auf eine Gummimatraze ausgeleert hätte und dann mit Gummireifen drüberfahren muss! Ich konnte nicht anders als die Beine raushalten und irgendwie runterkommen. Als dann im untersten Bereich noch ein Zuschauer umsverrecken die Strecke überqueren wollte und mit seinen Gummistiefeln stecken blieb, kam es beinahe zur Kollision! Mein Gott… ich bin ja wirklich nicht zimperlich, aber ich habe mich tatsächlich beim Gedanken erwischt irgendwo einen Notausgang zu finden und nach Hause zu fahren!», erzählt Enz weiter.
Sieg auch beim zweiten Saisonrennen!
Zum Glück tat Enz dies nicht und kämpfte sich so, während 6 ½ Stunden lang durch den Tag durch und absolvierte die 7 Sonderprüfungen, die an diesem Tag anstanden. Am Ende des Tages gewann er das Rennen mit einem komfortablen Vorsprung auf den Zweitplatzierten Jean-Daniel Rossé, seines Zeichens Vater vom 10fachen Intermeister und doppelten Vize-Europameister Jonathan Rossé. «Eines der härteren Rennen meiner Karriere. Aber grundsätzlich war es vor Allem hart, weil ich noch immer zu wenig Kraft habe. Gerade bei solchen Witterungen muss man top fit sein um das Motorrad sicher durch den Schlamm zu führen. Das Wetter schlägt dann doppelt auf die Moral, weil man einfach bis auf die Knochen Pflotschnass ist. Zum Glück waren die Temperaturen einigermassen erträglich», meint Enz. Am Abend. vor dem Parc Fermé, wechselte Enz sicherheitshalber den Hinterreifen. Beim Mousse wählte er ein weicheres Modell, für Sonntag war ja noch mehr Regen angesagt.
Sonntagsrennen auf grünem Teppich!
Nach einer unruhigen Nacht, wo Regen- und Windböen den Schlaf raubten, die Zeitumstellung kam dazu, war der Biorhythmus durcheinander. Enz biss sich weiterhin durch und ging am Sonntagmorgen früh an den Start, diesmal in einer der vordersten Reihen, weil aus Fairnessgründen das Sonntagsrennen in Faulx immer in umgekehrter Reihenfolge startet. Was dies in diesem Jahr bedeuten wurde, lässt Bände sprechen. Enz fuhr wie auf einem anderen Planeten! «Was war das denn?! Ich kann mein Glück gar nicht fassen! Gegenüber am Samstag bin ich wie auf einem Rasenteppich gefahren und nach anfänglichen Schwierigkeiten, weil ich völlig perplex über den Gripp war, konnte ich meine 450er tatsächlich pushen und top Zeiten herausfahren! Leider flog ich in SP2 bei einem Bergabstück mit schräger Kurve auf die Schnauze, weil unter dem «Rasenteppich» ein Wasserloch war, das ich nicht sehen konnte. Ich landete jedoch wie auf einem Wasserbett und spürte nicht einmal richtig den Aufprall. Dafür war meine Vorderbremse verbogen und die Gabel krumm. Bis ich das Moped aufgerichtet hatte, die Bremse zurückgeschlagen und spulend weg fuhr, verlor ich weit über 20 Sekunden. Da wusste ich, dass ich das Rennen verlieren werde. Später fuhr ich in einer Kurve voller Übermut geradeaus und musste zurück an den Austrittspunkt in die Piste einfädeln, was mich weitere kostbare Sekunde kostete», berichtet Enz. Sein direkter Gegner machte keine Fehler und gewann das Rennen. «Ich konnte in den weiteren SP’s weiter Zeit gut machen, aber zuletzt fehlten mir 17Sekunden zum Sieg, selbst schuld», meint Enz, der dennoch nicht ganz unzufrieden ist, denn auf den nächsten Verfolger hatte er beinahe 2 Minuten Vorsprung!
29. Gesamtrang im Scratch!
Wie schnell Enz am Sonntag war, sah man später im Scratch, wo alle 685 Fahrer gelistet sind. Enz belegt dort den 29. Gesamtrang (!) alle Kategorien gemischt, inklusive Werks- und Interfahrer aller Nationen! Kaum auszudenken wären die Stürze nicht passiert! Auch wenn Enz am Sonntag von den Verhältnissen profitiert hat, ist seine Leistung als 56jähriger umso erstaunlicher!
«Selbstverständlich bin ich sehr zufrieden mit meinen Leistungen übers Weekend, auch wenn mich im Nachhinein mein Sturz ärgert, aber das ist Racing. Ich bin aber vor Allem sehr zufrieden mit der Ausganslage, die ich hatte. Meine letzte OP liegt gut drei Monate hinter mir und ich fahre mit zwei Bandscheiben-Prothesen in den Halswirbeln Enduro! Wer hätte das gedacht?! Die ehrliche Antwort ist, dass ich immer selbst daran geglaubt habe und nie auf andere gehört habe. Das ist das Geheimnis, Punkt», weiss Enz abschiessend zu berichten.
Nun geht es weiter mit Verbandstätigkeiten, die Enz bekanntlich eingegangen ist. Das MXGP in Frauenfeld steht an, das wird spannend, wie auch verschiedene Projekte auf Verbandsebene, die Enz angestossen hat. Enz, der selbständig erwerbend ist und in diesem Jahr noch ein CAS in Sportmanagement absolviert, wird nicht langweilig werden, das ist sicher. Wie wir ihn kennen, wird er einen Weg finden, um dann auch am nächsten Meisterschaftsrennen in La Bresse (F) in Form anzutreten!
Stay tuned!
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