30-03-2015/RE
 
Enduro Val de Lorraine Classic Faulx (F)
 
«alles anders»
 
Faulx «Release 2015» stand am letzten Wochenende an. Alles war anders für einmal. Nicht das Rennen an sich, sondern die Umstände. 
 
Ich reise dieses Jahr ja bekanntlich alleine an die Rennen, weil mein Bruder Urs mit einer Weiterbildung beschäftigt ist. Meinen Camper hatte ich letzten Herbst verkauft und so bin ich mit meinem neuen Mercedes Sprinter unterwegs (an dieser Stelle nochmals ein grosses Dankeschön an Merbag Wettingen für die Unterstützung!), welcher Rolf Häusermann in den letzten Wochen mit dem Nötigsten eingerichtet hat. So übernachtete ich im Hotel, statt wie in den Vorjahren im kuscheligen Camper.
 
Erkältung im Gepäck dabei!
Ich reiste Mittwoch Abend an und brachte auch noch gleich eine Erkältung mit allem drum und dran mit. 
 
Ich war seit Montag fiebrig, meine Stirnhöhlen waren zu und ich kränkelte wie ein Kind rum.. Donnerstag/Freitag beschäftigte ich mich mit dem Ablaufen der 12 Sonderprüfungen (zwei davon fuhren wir dann doppelt, total also 14), die wie immer sensationell angelegt waren und alles boten, was man sich vorstellen kann. 
 
Faulx ist für uns gleich das härteste Rennen des Jahres- und dies gleich an zwei darauffolgenden Tagen. Dies belegte am Samstag Abend meine Pulsuhr, die einen Verbrauch von 5’200 Kalorien nach 7 absolvierten Fahrstunden anzeigte (!) + einen Grundumsatz von ca. 1’800 Kalorien. Als Vergleich; an der Tour de France verbraucht ein Radfahrer ca. 6’000-8’000 Kalorien/Tag.
 
Freitag Abend kränkelte ich noch immer, die Aufregung sorgte wohl dafür, dass ich immer wieder Fieberschübe hatte. Ich versuchte nicht daran zu denken und spulte das normale Programm mit administrativer Kontrolle und technischer Abnahme ab. Ich stellte mein Motorrad (das im Übrigen durch die gelungene Deko und den vielen Spezialteilen immer wieder für Aufsehen sorgte und viel fotografiert wurde) in den Parc Fermé.
 
Das Morgenessen von zu Hause mitgenommen!
Am Samstag Morgen lief es entgegen meiner Erwartungen mit dem im Hotel-Übernachten sehr gut ab. Ich war erstaunt, wie viele Fahrer ebenfalls den «Gastro-Weg» nutzten. Das Morgenessen hatte ich vorsichtshalber mitgenommen, ich war gut versorgt. Mein Problem war, dass meine Atemwege seit dem Aufwachen total «zu» waren. Ich hatte Mühe zu atmen, hatte erhöhte Körpertemperatur und fühlte mich elend und kraftlos. Ich wusste, dass dies mit der Aufregung zu tun hatte, aber das Fieber wollte einfach nicht weggehen. Ich dachte ans «nicht Starten», nur wäre es für das Klassement desaströs gewesen gleich zwei Nuller zu kassieren.
 
Schlotterige Beine zu Beginn an.
Start: ich fuhr mein Tempo auf der ersten Überführung. Meine schlotterigen Beine verhiessen nichts Gutes.. An der ersten Sonderprüfung angekommen sah ich nichts mehr (!) Ein Fieberschub sorgte für übermässiges «Schweisstreiben» unter meiner Brille. Mit dem Lumpen, mit welchem ich normalerweise die Scheibe putze, wischte ich den in Strömen laufenden Schweiss vom Gesicht weg und zog die Brille wieder an, um gleich wieder voller Salzwasser zu sein. Es musste ja wieder irgendwas schief laufen, dachte ich mir und fuhr auf die hügelige Sonderprüfung los. Durch den Schweiss, der mir immer wieder in die Augen lief, sah ich die Wellen, Hügel und Löcher schlecht und konnte nicht ans Limit gehen. Es war viel zu gefährlich. 
 
Den Tempomat eingelegt!
Nach diesem ersten «Erlebnis» beruhigte sich mein Körper plötzlich. Ich spürte zwar, dass ich «energielos» war, aber nun war der «Tempomat» endlich in Gang gesetzt. Es blieben ja noch 6 1/2 Stunden zu fahren, irgendwie musste ich es ja schaffen, den Aufgeben ist keine Alternative (!) Ich fuhr den Rest des Rennens im eigenen Tempo ohne mich von anderen Fahrern ablenken zu lassen. 
Hier muss nicht speziell erwähnt werden, dass ich wieder mit dutzenden von Franzosen zu kämpfen hatte, die immer wieder entweder im Weg standen, oder wie in der SP2 am dümmsten Ort (für die, die ortskundig sind: SP2 ist jene, die früher eine Wippe hatte, dort der grobe Aufstieg mit Absatz vor den letzen 10 Metern, die mit Wurzeln bespickt ist) «entgegen geflogen» kamen! 
 
Langsamer Fahren?
Vor dem Aufstieg wurde ich gewarnt «langsamer» zu fahren….?! Was, langsam? An einem Rennen?! Rauf mit Schwung und oben dann schauen was los ist, das ist die Devise! Ich schaute voraus und sah den Unglücksraben in den Wurzeln hängen. Ein klein bisschen Platz hatte es links (wo’s am steilsten ist) und da es einigermassen trocken war, riskierte ich es. Genau in diesem Moment löst es dem Kollegen das Bike aus den holzigen «Fängen» und «Peng» fliegt mir der Kerl entgegen….!! Ich brauche jetzt keine Zeichnung zu machen um zu erklären wie- und vor Allem wie lange ich brauchte um weiter zu kommen.
 
Französisches «Waterloo» mit «You Tube» würdigen Einlagen!
Dann weiter und schon schleichen wieder zwei weitere Fahrer herum, was auf den Singletrails schwierig ist zu handeln, meist fliegt dann einer zu Boden. Geflogen ist dann der dritte (-oder vierte mit jenem aus dem Wurzelbaum) und zwar auf einem Weglein das kurz aus dem Wald ging und welches ich schon aus früheren Jahren als gefährlich taxierte, weil es wie Glatteis zu fahren ist. Der arme Kerl hat einen Überschlag produziert, der sämtliche You Tubes Charts gestürmt hätte. Es waren auch gleich Helfer da, so dass ich durchfahren konnte aber wieder Zeit verlor. Dies ein paar «Intermezzo’s» von vielen. Zum Glück war es nicht nass 😉
 
Die Energie verliess mich zusehend
Im Verlauf des Tages verlor ich immer mehr Energie, konnte mich aber wacker halten. Die SP-Zeiten vergass ich mal, da ich einfach nicht auf Touren kam, bzw. es nicht besser ging. Dann in der letzten Stunde des Rennens (wir fuhren am letzten CH vorbei, ich sah schon mein Lieferwagen von Weitem, musste dann aber nochmals ein Schlaufe fahren) spukte mein Körper total. Ich war kraftlos und zu allem Übel sah ich teilweise doppelt. Da nahm ich blitzartig Tempo raus und fuhr so sicher es ging ins Ziel. Ich war glücklich es geschafft zu haben.
 
Sandro Kölliker, der leider nicht starten konnte fuhr mir und Marco Guldimann den ganzen Tag mit dem Lieferwagen hinterher und sorgte sich perfekt um die Verpflegungsposten. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön! An einem Rennen wie diesem eine unabdingbare Sache. Damit ich so viel Kraft wie möglich sparen konnte, verzichtete ich das erste Mal in drei Jahren auf meine Werkzeug-Banane. Da mein eigener Bus immer an jeder CH da war, hätte ich im schlimmsten Fall alles vor Ort gehabt. Würde ich nochmals mit dem Enduro Sport beginnen, so würde ich die CH’s nur noch so organisieren, wie es im Übrigen die Interfahrer allesamt machen. Man hat einfach ein besseres Gefühl dabei.
 
Die Gesundheit geht vor!
Nach dem Rennen entschied ich mich dann (für einmal) für meine Gesundheit und verzichtete auf den Start am Sonntag. Für mich war das Risiko nicht mehr tragbar und ich denke auch noch heute zwei Tage später, dass es die richtige Entscheidung war. Ich habe ein Streichresultat pro Saison zu gut, das habe ich jetzt halt schon beansprucht.
 
Schwieriger Winter.
Nach einem wiederum ereignisreichen Winter mit den schlimmen Verletzungen in Argentinien und einem Rippenbruch vor 7 Wochen in Italien, konnte mich ja nur noch Fieber so richtig «plagen» 😉 Spass beiseite; ich konnte in diesem Winter fast nicht fahren (2x in Spanien und 2x MX gefahren), der Rest war ich verletzt.
Konkurrenz ganz stark!
Bei meinen Konkurrenten sieht das leider (für mich) einmal mehr nicht gleich aus. Dazu kommt, dass zwei ex WM-Fahrer aus der Seniorenklasse bei uns am Start sind (wie die FMS die Lizenzen vergibt ist mir ein Rätsel – früher konnte man die Klasse nur «absteigen» wenn die Resultate nicht stimmten, diese beiden Fahrer sind jedoch beide Podestfahrer in der Inter Seniorenklasse) und über eine Pace verfügen, die das Ganze nochmals auf eine andere Ebene bringt und uns «National-Fahrer» abermals ganz ganz grob (die meisten über-)fordert. Umso mehr freut es mich, dass Hans-Urs Rohrbach (Vize-Schweizermeister 2013/2014) die «Phalanx» durchbrechen konnte und sich als Gesamtzweiter hinter Celso Gorrara und vor André Brunner klassierte. «well done» Hans-Urs, ich gratuliere herzlich!!
Atem doch noch richtig verschlagen!
Und ich..? Ach ja… mir hat es dann den Atem doch noch richtig verschlagen als mich mein Bruder Urs am Abend anrief und fragte was ich denn in der SP1 «geküngelt» hätte…! 
 
«Warum? Ich habe nichts gesehen und war total krank..» Ich hätte dort 19 Sekunden verloren «nur» 4 Sekunden auf den Dritten und sieben Sekunden auf den Zweiten verloren….!! «jaaa, was heisst den das nun?» Ich sei Vierter in der Endabrechnung geworden..!! Uuuufffff, das gibt’s ja nicht, ich hatte mit dem Schlimmsten gerechnet, dachte unter die ersten 10 zu kommen wäre vielleicht noch möglich.
 
Ein vierter Platz und einen Nuller (der gestrichen wird) zum Saisonstart? Nun gut, es könnte wahrhaftig schlechter sein. Quasi aus dem Desaster das Beste rausgeholt. Somit kann ich zufrieden sein.
 
Verletzungspause genutzt um am Motorrad zu schrauben!
Ich habe in der Winterpause sehr viel an meinem Bike gearbeitet. Der Wechsel von der 350er auf die 450er KTM war goldrichtig! Ich habe wieder so einen unglaublichen Spass am Fahren, das glaubt man kaum. Toni Gaberthuel hat eine Lösung für mein «Platzproblem» auf dem Bike gefunden und Tom Hauri hat die Elektronik sagenhaft gut hingekriegt. Dann wurde ich laufend mit den letzten Evolutionsstufen von Lippolis Suspensions ausgestattet, was mir ein super Fahrgefühl vermittelt. Die METZELER 6days Reifen passen zudem perfekt ins Konzept und ich kann wohl sagen, dass ich über ein top Bike verfüge.
 
Ich bedanke mich herzlich bei all diesen Leuten, die mir alle Jahre immer wieder helfen das Beste rauszuholen, wie auch meinen Sponsoren, Gönner, Partner und Supporter, aber auch bei meiner Frau Sandra, die im Hintergrund agiert. Es wird mir immer wieder warm ums Herz- und ich weiss ganz genau was dies alles bedeutet.
 
Nächstes Rennen in «Conde en Brie» (fast bei Paris… für einen Tag Rennen), hoffentlich dann endlich wieder gesund und mit etwas mehr Glück!
 
Euer Rolf
 
P.S.!!!!!!!!!!!!! Besucht mich auf meiner neuen Website https://www.rolfenz.ch