Däniken, 11. August 2015

Der Niederämter Rolf Enz hängt den berühmten «Helm an den Nagel»!

Ein Aushängeschild des Nationalen Endurosports verlässt Ende Saison die Wettkampfszene um sich vermehrt seinem Unternehmen zu widmen.

Rolf Enz erklärt in einem Interview seinen überraschenden Rücktritt.

Sie sind erfolgreich, polarisieren und vermitteln ein starkes Image. Heute geben Sie Ihren Rücktritt bekannt?
Nach intensiven 4 Jahren seit meines Comebacks ist die Zeit für mich gekommen, meine Sportkarriere zu beenden. Ich habe mich dieser Herausforderung nochmals gestellt. Mit zahlreichen Siegen, Podestplätzen, einem Schweizermeistertitel und zwei dritten Rängen an der SM bin ich rundum zufrieden und habe mehr als mein Ziel erreicht. Ich bin sehr dankbar für das Erlebte, welches ich ohne mein Umfeld und meinen Sponsoren nicht bewältigen hätte können.

Wie ist dieser Entscheid gereift?
Für mich ist dieser Entscheid nicht ganz einfach und es war ein emotioneller Moment. Seit längerem beschäftige ich mich mit der Frage des Aufhörens und dem Übergang in eine neue Lebensphase. Verschiedene Verletzungen haben mich dann schlussendlich dazu bewogen einen Strich zu ziehen, auch wenn ich mich durchaus noch in der Lage fühle, auf gleichem Niveau weiter zu fahren. Der Zeitpunkt für diesen Entscheid ist der Richtige für mich.

Da hört man ein wenig Wehmut heraus?
Für Aussenstehende mag es sich so anhören. Ich empfinde es aber als ein zufriedenes Gefühl aufhören zu dürfen wenn man immer noch in der Lage ist Spitzenresultate einzufahren (Anm.: Rolf Enz belegte am letzten SM Lauf den 2. Platz und liegt zur Zeit in der SM-Jahresrangliste an vierter Stelle in Podest Reichweite)
 
Sie haben ein grosses Portefeuille an Sponsoren, wie haben diese das aufgefasst?
Mit meinen grössten Sponsoren habe ich bereits ein Gespräch geführt und teils rührende Feedbacks erhalten. Verschiedene meiner langjährigen Gönner werden mich auch «danach» unterstützen. Es ist ja nicht so, dass ich komplett aufhöre mit dem Motorradfahren. Ich werde nach wie vor an einzelnen Events am Start stehen, mich aber nicht mehr auf die gesamte Schweizermeisterschaft vorbereiten. Ich werde für verschiedene Brands als Markenbotschafter tätig sein, was mich mit Stolz erfüllt. Mit meinen Gönnern verbinden mich teils jahrzehntelange sehr enge Kontakte, sie stehen allesamt hinter meinem Entscheid und gönnen mir meine künftigen Aktivitäten, die sie auch weiterhin unterstützen werden.

Ein unübliches Vorgehen oder sehen wir das falsch?
Ich glaube, dass es den meisten Sportlern vergönnt ist, die sich während ihrer aktiven Karriere professionell um ihre Sponsoren gekümmert haben, diese Erfahrung zu machen. Obwohl ich während meiner aktiven Zeit nie von einem meiner Sponsoren unter Druck gesetzt wurde, habe ich mir natürlich immer selber Druck aufgebaut, um eine bestimmte Zielsetzung zu erreichen. Meine künftigen Aktivitäten sind fortan völlig losgelöst davon. Ich werde aber nach wie vor ein professionelles Image für meine Sponsoren präsentieren, denen ich sehr dankbar für alles bin.
 
Der schönste Moment Ihrer Laufbahn?
Ganz klar der Moment am «Enduro du Jura 2013» als ich mit meinem Bruder Urs auf die Resultatenliste geschaut habe und bereits ein Rennen vor Schluss den Titel einfahren konnte. Der Ganze Tag war so richtig im «Flow». Ich wusste, dass ich das Tagesrennen nicht gewinnen musste um den Titel  zu holen und konnte mich der Situation total stellen. Ich fühlte mich so gut wie selten in meinem Leben, auf Französisch würde ich sagen «en apesanteur» (Anm.: Rolf Enz ist Bilingue aufgewachsen). Der Titelgewinn hat mich dann von vielen harten Momenten erlöst.

Der schlimmste Moment Ihrer Laufbahn?
Da gab es ein paar davon. Am schlimmsten war wohl ein doppelter Halswirbelbruch mit Lähmung beider Arme, die zum Glück nach vier Monaten wegging. Aber auch mein Sturz inmitten der Argentinischen Wüste anlässlich der 6Days im letzten November war nicht ohne. Da lag ich mit gebrochener Schulter, Rippen und Ellenbogen am Boden und wusste nicht, wie ich da wieder rauskommen sollte. In diesem Zustand bin ich dann noch 7Km durch die felsige Wüste gefahren. Solche Schmerzen wünsche ich niemandem. Aber ich habe es überlebt (Anm.: weitere über 20 Knochenbrüche kamen in der Laufbahn dazu). Solche Erlebnisse prägen einem für’s ganze Leben und schmieden einen starken Charakter. Aufgeben ist keine Alternative, Punkt.

Wie geht es weiter?
Zuerst einmal stehen noch die beiden letzten SM-Läufe in Sâone (F) und Chaumont (F) an, wo ich noch ein Wörtchen mitreden will. Ich komme in dieser Saison nach der 6Days Verletzung und einem erneuten Rippenbruch im März erst sehr spät in Form, fühle mich aber nun wirklich gut. Das Podest wird in diesem Jahr wohl nicht mehr zu schaffen sein, ich konzentriere mich darauf, die einzelnen Meisterschaftsrennen zu geniessen und meine optimale Leistung abzurufen. Ich bin gespannt darauf, wie ich am Start des letzten Rennens in Chaumont (F) reagieren werde, da wird wohl das eine und andere Tränchen runter laufen (lacht).

Danach werde ich mich vermehrt um meine Firma kümmern, die über die Jahre auch eng mit dem Motorsport verwachsen ist. Wir rekrutieren unter Anderem viele Rennfahrer und bieten ihnen neue berufliche Perspektiven (Anm.: Rolf Enz ist Inhaber der Jobmanagement GmbH).

Was im kommenden Jahr kommen wird habe ich noch nicht definitiv entschieden. Dies werde ich mit meiner Trainerin eingehend besprechen. Das eine und andere SM-Rennen als Tageslizenzierter- und vielleicht einen Grossanlass, auch International ist geplant. Sicher ist, dass ich weiterhin als Testfahrer für ein Italienischer Fahrwerkspezialist im Einsatz stehe, der mich ebenfalls seit meinem Einstieg in die Endurowelt unterstützt, fit werde ich auf jeden Fall bleiben (lacht)!

Also weiterhin eine konsequente Zukunftsplanung?
Ich bin so. Ich kann mir schwer vorstellen, einfach in den Tag hinein zu leben. Ich brauche eine Herausforderung, sei sie sportlicher- oder beruflicher Natur. Dies ist wichtig für meinen mentalen Ausgleich. Dies soll nun aber in Zukunft einfach «softer» ausfallen, so dass sich auch mein nahes Umfeld, das mich über all die Jahre unterstützt hat, profitieren wird. Ich freue mich darauf, das ist was Wesentliche.
Verschiedene Anfragen in Sachen Sportmarketing liegen auf dem Tisch, wie auch Coaching von jungen Nachwuchstalenten. Ich werde mir dies alles in Ruhe anschauen und entscheiden.

 

Stimmen zum Rücktritt:

Anita Marbach (Haupt- Sponsorin – Troy Lee Designs/100%/CLIF/F.T.T./Racing Shop, Schweiz): «Ich schätze an Rolf, dass er trotz seiner Erfolge am Boden geblieben ist. Sein Sportmarketing sucht seinesgleichen. Er ist- und wird auch künftig ein top Markenbotschafter für unsere Brands sein».

Sven Ludat (Haupt- Sponsor – Schrank Sofort, Schweiz): «Viele gemeinsame Jahre verbinden unser Engagement mit Rolf. Er versteht es gezielt und konsequent auf ein Ziel hin zu arbeiten und lässt sich nicht von seinem Weg abbringen. Seine Rolle als Werbeträger füllt er mit einzigartiger Professionalität aus».

Samuel von Gunten (Sponsor – SILKOLENE, Schweiz): «Rolf Enz wurde bereits vor über 20 Jahren (!) das erste Mal mit unseren Schmiermitteln unterstützt. Eine derart lange Partnerschaft funktioniert nur wenn gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung funktioniert. Rolf ist und war immer ein Aushängeschild für unsere Produkte und wird auch seit einigen Jahren auf unseren Produktekatalogen abgebildet».

Sarah Rüfenacht (Trainerin – Rennbahnklinik, Muttenz): «Ein Stehaufmännchen – auch für uns in der Rennbahnklinik. So manche Rückschläge musste er in Kauf nehmen. Doch durch seine mentale Stärke und sein unglaubliches Kämpferherz stand er immer wiederschnell auf den Beinen – und nicht nur dies; er fuhr auch gleich wieder um den Sieg mit…».

Tanja Rohner (Physiotherapeutin – Rennbahnklinik, Muttenz): «Rolf ist in jeder Hinsicht ein Vorbild. Als Sportler und auch als Mensch. Er lässt sich nicht nur behandeln, sondern kämpft sich regelmässig mit vollem Einsatz zurück an die Spitze».

Toni Gaberthuel (Sponsor/Konkurrent – Moto Racing, Winznau): «Rolf geht konsequent seinen Weg. In Sachen Marketing ist er ein Aushängeschlid unseres Sportes. In Sachen sportlicher Leistungen kennt man ihn als unermüdlicher Kämpfer. Er hat alles erreicht was er sich vorgenommen hat, wir werden ihn als Titeljäger vermissen. Ich freue mich aber persönlich sehr wenn wir auch in Zukunft hin und wieder am selben Startgitter stehen werden»!

Marcus Oliver (Sponsor/Trainingspartner – Lippolis Suspension, Schweiz): «man darf nicht vergessen, dass Rolf Enz erst seit guten drei Jahren zum Endurosport gewechselt hat! Was er in dieser Zeit durch hartes Training und Fleiss erarbeitet hat, sucht seinesgleichen. Daneben noch eine Firma mit zehn Angestellten mit entsprechender Verantwortung zu leiten kommt dazu. Rolf hat einen leistungsstarken Charakter, gibt nie auf und verfügt nebst einer soliden Kondition über das Quäntchen technisches Fahrgefühl, das ihn befähigt auch schwierigste Hindernisse zu bewältigen. Ich wünsche ihm alles Gute und freue mich noch auf eine lange gemeinsame Zeit»

Marco Guldimann (Sponsor/Konkurrent, RUWA KÜCHEN, Obergösgen): Als Sportler und Geschäftsmann habe ich Rolf Enz kennengelernt. Seine, in allen Bereichen, professionelle Einstellung ist für mich vorbildlich. Da auch ich beides bin, ist für mich der Erfahrungsaustauch ein wichtiges Element und von Rolf erhalte ich Informationen, welche ich sehr schätze. Da ich noch eine Nachwuchsfahrerin betreue, profitiert auch sie von den Tipps eines Schweizermeisters. Rolf wünsche ich noch eine erfolgreiche Restsaison und bin mir sicher, dass wir ihn auch in Zukunft national und eventuell auch international noch öfters antreffen werden.

Palmares Rolf Enz

2015        zur Zeit Platz 4 Kat. National Vet. Enduro Schweizermeisterschaft (2 Rennen vor Schluss)
2014        3. Platz Kat. National Vet. Enduro Schweizermeisterschaft
2013        1. Platz/Schweizermeister Enduro Kat. National Vet.
2012        3. Platz Kat. National Vet. Enduro Schweizermeisterschaft
1988-1998    Motocross Schweizer- und Neuseeländische Meisterschaften

mehr Infos unter www.rolfenz.ch