06-07-2015/RE
RENNBERICHT ENDURO «Salins les Bains» (F)
Zurück auf dem Podest – Rang 2 in brütender Hitze erkämpft!
In meiner ersten Enduro Saison 2012 fand dieses Enduro letztmals statt. Damals unter völlig anderen Voraussetzungen; es war ein «Schlamm-Waterloo». Ich war damals völlig unerfahren und wollte tausend Mal aufgeben. Nur noch mein «Kopf» brachte mich damals ans Ziel und ich wurde gar Zweiter hinter Altmeister Peter Eichmann, der mit seiner Routine alle deklassiert hatte.
Brütende Hitze 35-38 Grad! 
In diesem Jahr sollte alles anders werden. Das Thermometer zeigte regelmässige Werte zwischen 35-38 Grad- dies seit Tagen (!). Diese Situation kannte ich nur zugut aus den «Six Days Argentina», wo die Bedingungen noch um einiges prekärer waren. Jedenfalls lud ich bereits vier Tage vor dem Rennen meine Wasserspeicher auf (mind. 6Lt Wasser/Tag und am Sonntag vor dem Rennen nochmals 2Lt.). Dies sollte sich als die richtige Strategie erweisen, ich hatte während dem Rennen keinerlei Probleme, selbst das zusätzlich bereitgestellte Camelbag von «USWE-Schweiz Roger Infanger» hätte ich nicht gebraucht.
Top Enduro!
Das Rennen war einmalig! Endlich ein schönes Enduro mit endlosen Singeltrails und super angelegten Sonderprüfungen. Ich lief die Prüfungen diesmal mit dem vierfachen Intermeister Christophe Robert mehrfach ab und konnte mir einen guten Eindruck vom Terrain beschaffen.
Beinahe Katastrophe vor dem Start! 
Dann noch zwei Schrecksekunden vor dem Start: zunächst fand ich den Schlüssel nicht mehr um mein massives Schloss zu öffnen, welches ich sicherheitshalber am Motorrad montiert hatte (!) Nur noch die Flex eines anderen Fahrers konnte abhelfen. Unglaublich, ich musste mein eigenes Motorrad «knacken».
Dann fuhr ich zur technischen Abnahme, die diesmal am Sonntag stattfand und spürte bereits nach 50Meter Fahrt, dass der hintere Mousse viel zu weich war (!) Mir blieben 20 Minuten bis zum Ende der Abnahme.. Kurzerhand fuhr ich zu meinem Mercedes Sprinter zurück, lud den RABACONDA aus, schraubte ihn zusammen, schraubte das Rad raus, riss Pneu und Mousse runter, montierte ein härteres Mousse und schraubte alles wieder zusammen. Keine 5 Minuten später war ich fertig und ging an die Abnahme. Puhhhh….. und das alles in dieser Hitze – Danke an die «Six Days Vorbereitungen»! Celso Gorrara, der spätere Sieger meinte zu mir; «jetzt hast du alles Pech für heute bereits erschöpft, jetzt passiert nichts mehr». Er sollte recht behalten :–)
Viele Aufgaben prägten das Rennen.
Das Rennen ging dann los. Schöne aber teils auch anspruchsvolle Trails im Wald waren zu bewältigen, dabei war die Überführung zum CH1 relativ lang und auch knapp bemessen. Viele Fahrer kassierten Strafzeiten und hitzebedingt gab es auch viele Ausfälle und Aufgaben. Die Organisatoren hatten zusätzliche Wasserposten aufgestellt, um dem Ganzen ein Maximum entgegnen zu können. Dennoch, bei diesen Temperaturen Sport zu treiben und dann noch die Wärme des Motors abzukriegen ist schon eine verrückte Sache. Hier ziehe ich den Hut vor allen, die sich am Start aufgestellt haben und dann fertig- oder auch nicht gefahren sind. Es waren extreme Bedingungen, nicht für jedermann gemacht.
Die Sonderprüfungen im Kürze:
SP1:
Woaw!!!! Eine «Linie» in einem Wald angelegt mit vielen technischen Feinheiten. Genau auf mich zugeschnitten! Ich lief die Strecke ganze dreimal ab und kannte am Ende jeden Stein bei seinem Vornamen 🙂 Ich bin dann so schnell wie noch nie in meinem Leben durchgefahren. Ich traff jede Linie und überholte ganze vier (!) Fahrer, die vor mir gestartet waren. Wohlbemerkt auf eine Zeit von 5:46 (!) mit Zeitabständen von 15-20 Sekunden. Puaaahhh, am Ende hatte ich sofort das Gefühl, dass es gut war. Im Scratch bei knapp 100 Fahrer Schweizer/Französischer Fahrer fuhr ich die klare Tagesbestzeit, das hätte ich mir nie erträumen lassen. Ein Highlight auf meine alten Tage 🙂 Hier habe ich dann auch den Zeitvorsprung für den restlichen Tag rausgeholt.
 
SP2:
War auf der Motocrosspiste in Andelot angelegt. Mit einer Extreme-Passage wo LKW-Pneus’s, Baumstämme und Felspassagen sich mit langen, flachen Kurven und dem Motocross-Track abwechselten. Ich konnte einen einigermassen guten Rhythmus finden, verlor aber viel Zeit auf einem Doppelsprung und zwei 30Meter Sprünge, die ich einfach nicht riskieren wollte. Meine Schulter, der Rücken und die linke Hand hätten dies nicht ertragen.
SP3:
In einem Hang angelegt und «very tricky». Obwohl schnell und zügig, waren Passagen drin, die mir nicht behagten. Schnelle Bergabfahrten mit Querspuren und Rillen wo ich nicht mehr ans Limit gehe, obwohl mir mein Lippolis Fahrwerk alles erlauben würde. Ich fand keinen guten Rhythmus und verlor auch hier, zwar nicht viel, aber kontinuierlich ein bisschen Zeit.
Bei der letzten Überführung brachte ich es dann mit Celso dann noch fertig mich zu verfahren und nochmals eine Runde anzuhängen! Zum Glück merkte ich es frühzeitig, konnte umkehren und mit grosser Zeitreserve im Ziel einfahren.
Ich war mit meinem Rennen zufrieden, habe aber gespürt, dass in SP 2/3 mehr drin gelegen wäre. Meine KTM 450 EXC-F war das perfekte Motorrad für mich an diesem Tag und fuhr gleichzeitig seine letzte «Dienstfahrt». Das neue 16er Modell wird in diesen Tagen ausgeliefert. Das Fahrwerk war einmal mehr überragend. So lud ich auf und fuhr nach Hause.
Am Abend dann, als ich schon zu Hause war, schickte mir mein Bruder Urs eine SMS ich solle die Online-Resultate anschauen gehen! 2. Platz hinter Celso Gorrara, dem Paris Dakar erfahrenen ex Inter- und WM Pilot und vor allen anderen!
YEEESSSSS, was für eine Freude!! Mein bestes Saisonresultat eingefahren, ich freue mich wie kleines Kind und bin dankbar, dass ich trotz meiner Verletzungen einen weiteren persönlichen Erfolg verbuchen konnte. Dieses Jahr bin ich ja alleine unterwegs was die Sache nicht immer einfach macht, dafür habe ich gelernt sehr gelassen zu sein und mich nur mit dem Wesentlichen zu beschäftigen.
Jetzt geht es mal ab die Bobo’s zu behandeln, nächster Termin am 30. August 2015 am «Enduro de Sâone» wo ich letztes Jahr ebenfalls zweiter wurde 😉
Schöner Sommer an alle und herzlichen Dank für alle SMS, Mails, FB-Einträge, Telefonate, und und und!
Euer
Rolf